In der Diskussionsrunde von Markus Lanz am 25. August ging es um Afghanistan. Der beeindru-ckendste Auftritt war von Emran Feroz, einem in Österreich geborene Sohn afghanischer Eltern ist Journalist und Autor. Über diese denkwürdige Sendung berichtete unter anderem Marko Schlichting in NTV.
Haben die Taliban ein ehrliches Justizsystem?
Bei der Abstimmung über den Rettungseinsatz der Bundeswehr im Bundestag haben sich die meisten Linken enthalten. Darüber kann man streiten, wie aber Markus Lanz versuchte, die Linken-Vorsitzende als Taliban-Unterstützerin darzustellen, war selbst dem Journalisten Robin Alexander zu viel. Weiter ging es mit Zitat, das eine Linken-Untergruppe geteilt hat, das aber von etablierten Wissenschaftler Nancy Lindisfarne und Jonathan Neale stammt:
„Entscheidend ist, dass die Taliban in den von ihnen kontrollierten ländlichen Gebieten ein ehrliches Justizsystem betrieben haben. Ihr Ruf ist so gut, dass sich viele Menschen, die in den Städten in Zivilprozesse verwickelt sind, darauf geeinigt haben, dass beide Parteien sich an Taliban-Richter auf dem Land wenden. Dies ermöglicht ihnen eine schnelle, billige und faire Rechtsprechung ohne hohe Bestechungsgelder."
Drogenbarone und korrupte Warlords
Während sich Wissler distanzierte, bestätigte Emran Feroz die These und beschrieb das Treiben der Regierung:
"In den letzten 20 Jahren haben sich westliche Kräfte in Afghanistan mit korrupten Drogenbaronen, Warlords und anderen fragwürdigen Personen verbündet - und sich gleichzeitig Demokratie, Menschenrechte und all diese Dinge auf die Fahnen geschrieben … "Diese Menschen in Afghanistan wollten nie eine demokratische Gesellschaft aufbauen. Sie haben alle Institutionen ausgehöhlt und sich persönlich bereichert. Die standen den Taliban in nichts nach." Westliche Regierungen hätten "mit Koffern voller Geld" versucht, korrupte Politiker zu kaufen, statt sie als Kriegsverbrecher anzuklagen“.
Krieg gegen den Terror nicht erfolgreich
Auch die These, dass mit der Tötung von Bin Laden der Kampf gegen den Terror erfolgreich gewesen sei, weist Feroz überzeugend zurück: Die Terrororganisation Al-Qaida hat sich auf weitere Länder ausweiten könne. Die Taliban waren ein fester Teil der politischen Landschaft. Außerdem beklagte er, wie auf Kosten afghanischer Menschen in den westlichen Ländern Wahlkampf gemacht wird.
Ich stimme der Analyse von Marko Schlichtung zu – auch mir hat der Auftritt von Feroz ein neues Bild auf Afghanistan gegeben.
Der längste Krieg
Die Süddeutsche Zeitung ist voll des Lobs über das Buch „Der längste Krieg“ von Emran Feroz, obwohl dies durch den Fall Kabuls bereits überholt ist.
Er schildert das leid, bei den Menschen erzeugte, die sie vermeintlich befreien wollten: Durch willkürliche Drohnenangriffe und nächtliche Razzien, durch systematische Folter und verbrecheri-sche Übergriffe und Morde seitens Soldaten aus dem Westen und der von ihm aufgebauten lokalen Anti-Terroreinheiten.
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